Diese Best Practice wurde eingereicht von:
Ars Narrandi... wenn Worte wandern e. V.

„Ja zu Vielfalt! Wir musizieren alle zusammen!“ – Freundschaft zwischen den Kulturen

In afrikanisches Sprichwort besagt: „If you can talk, you can sing!“ Wer sprechen kann, der kann auch singen! Die Projektmitarbeiter*innen sagen, wer auch nicht sprechen kann, kann musizieren… mit Tönen und seinem Körper als Rhythmusinstrument. Aus der ehrenamtlichen Initiative „Wir singen alle zusammen!“ für Kinder aus der Unterkunft für Geflüchtete des ehemaligen Bürgerhospitals in der Tunzhofer Str. in Stuttgart entstand eine Kooperation mit einem Kindergarten im Stadtviertel und seit Herbst 2018 ist das Projekt ein Teil von Ars Narrandi e. V.

Freundschaft zwischen den Kulturen ist der Leitgedanke für die Arbeit von der Sprachpädagogin und interkulturellen Trainerin Chantal Ruiz, der Gründerin der Initiative und Stellvertretenden Vorsitzenden von Ars Narrandi e. V. Das Motto wird über Gespräche und Lieder wie „Kinder einer Welt“ oder „Die Gedanken sind frei“ an Kinder weitergegeben. Die Gruppe der teilnehmenden Kinder aus verschiedenen Ländern der Welt wächst kontinuierlich.

Über das Projekt möchten die Koordinatorin Ruiz und Musiker René Grotz die facettenreiche Wirkung des gemeinsamen Musizierens in einer Gruppe und somit um Stärkung des emotionalen und sozialen Verhaltens der Kinder unterstützen. Musik bildet zudem ein Medium, um Geschichten zu erzählen: Geschichten, die die Lieder erzählen und zugleich Botschaften weitergeben, Geschichten aus den Liedern, die die Kinder aus ihrer Heimat bringen, Geschichten, die die Kinder aus ihrem Leben selbst erzählen. Das Einschwingen auf einen Rhythmus stärkt die gefühlsmäßige Bindung und das Gemeinschaftsgefühl. Aufmerksamkeit, Konzentration, gegenseitiges Zuhören, Respekt und Resonanz werden in spielerischer Weise trainiert.

Gesang und Musik machen ein gemeinsames Schwingen auf physiologischer Ebene möglich: Herzen schlagen zusammen und können so ein Gefühl von Nähe, Verbundenheit und Liebe erschaffen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Kinder sich wohl, akzeptiert und wertgeschätzt fühlen und wiederum die notwendige Grundlage für ihre Sprachentwicklung. Speziell mit Bodypercussion, leichten Rhythmusübungen mit Instrumenten und Liedern, die Rhythmuselemente mit Körperteilen integrieren, wecken die Organisatoren Interesse und Aufmerksamkeit der Kinder. Die Kinder zeigen große Freude daran, Musik über den eigenen Körper zu erleben u. sich über ihren Körper auszudrücken und erwerben zugleich auf spielerischer Weise elementare rhythmische Fähigkeiten. Musik fördert Geschicklichkeit, Mut, Spontanität, schult Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Das Erleben gemeinsamer Projekte stärkt Zusammenhalt und Solidarität. Die Kinder erleben durch kreatives gemeinsames Musizieren, dass ein Zusammenwirken bereichernd ist, dass sie vieles untereinander teilen können und auch hier zeigen und schenken können. Dies bricht ihre Isolation, erweitert ihr Horizont, ihre Sichtweise und ihr Selbstbewusstsein.

Dank der Unterstützung von House of Resources konnte die Gruppe 2019 das Projekt in der Unterkunft fortsetzen. Regelmäßige Proben, Auftritte und Ausflüge wurden organisiert. Zusätzlich fanden Djembe- Workshops gemeinsam mit dem Percussionist und Musiklehrer Uwe Kühner statt. Die Djembe – eine der schönsten Felltrommeln Afrikas – eignet sich sehr, um die Kraft und die Klänge einer Trommel zu erleben. Mit beiden Händen gespielt ist sie Ausgangspunkt für spontane Gestaltung mit Sprache, Rhythmus, musikalischen Spielen und Bewegung. In der Gruppe gespielt ermöglichen sich soziale Prozesse bis hin zur Stärkung der eigenen Wahrnehmung und Persönlichkeit. Das gemeinsame trommeln fördert die Grundmusikalität, vermittelt Kraft und Freiheit wie auch die Verbindlichkeit der Musik. Für kleine Aufführungen wie auch als Begleitinstrument für gesungene Lieder. Auftritte und Tagesausflüge sind für die Kinder und die Arbeit sehr wichtig. Sie haben eine große Wirkung: Sie stärken das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt in der Gruppe und die Auftritte sind zudem für die Kinder ein wunderbares, einmaliges Erlebnis.

Durch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit zeigen die Kinder ihre Ressourcen und ihr Engagement und werden Botschafter für alle. Sie gewinnen Kraft, Mut und Freude. Dies schenkt ihnen Wertschätzung und Anerkennung und stärkt ihr Selbstbild. Dem Projekt-Motto treu, sind im bunten Chor alle Mitglieder sichtbar. Die Kinder musizieren mit großer Freude alle miteinander. Woher sie kommen, spielt in dem Moment keine Rolle. Sie sind eine Einheit. Die Kinder sind dabei wertvolle Brückenbauer, die diese Botschaft für das Zusammenleben in den Unterkünften verkörpern und weitergeben.

So fand im Juni 2019 im Linden-Museum im Rahmen des Projekts „Der Klang der Welt“ (Projekt von Ars Narrandi e.V.) ein großer gemeinsamer Auftritt statt. An diesem Abend kamen mehr als 120 Besucher*innen, um sich mit einer internationalen, generationsübergreifenden Gruppe von Profis und Laienkünstler*innen auf eine klangvolle Reise mit Geschichten und Musik zu begeben. Besonders viele Vertreteinnen aus den Unterkünften waren gekommen und blieben mit ihren Kindern bis zum Schluss und dann beim gemeinsamen Büffet.
Die Kinder nahmen an Vorbereitungsworkshops mit den Erwachsenen teil. Sie eröffneten die Veranstaltung der bunt zusammengewürfelten Künstlertruppe mit gemeinsamem Singen und modernem Tanz und erlebten anschließend die ganze Performance der Erwachsenen.
Für 2020 haben die Organisatoren große Pläne. Sie würden ein weiterführendes Projekt ins Leben rufen: „TunzhoferWeltenKinder“ – Freude und Mut… für sich selbst und als Geschenk für andere!
Zusätzlich zu den Proben in der Unterkunft des ehemaligen Bürgerhospitals möchten sie gemeinsame Proben und Auftritte mit dem OneWorldChor und weiterhin Djembe-Workshops durchführen.

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Foto: Ars Narrandi e. V. „Ja zu Vielfalt! Wir musizieren alle zusammen!“ – Freundschaft zwischen den Kulturen

Redaktion: Chantal Ruiz/Agnieszka Pilch