Meinst du, die Russen wollen Krieg? Das Land von Nebenan in Bildern.
Eine Ausstellung über das heutige Russland zeigt Fotografien und Impressionen vom Alltag. Begleitende Texte bieten eine Möglichkeit, den Blick auf dieses Land zu überprüfen.
Das Wissen, wie andere Völker leben und welche Hintergründe dazu existieren, lässt unterschiedliche Kulturen einander respektvoll begegnen. Die Ausstellung will Mut dazu machen. Sie zeigt Einblicke und Eindrücke in den russischen Alltag, der sich im ersten Moment oft nicht von unserer Welt unterscheidet: Werbung, Smartphones, Fastfood und Shopping Malls sind in der Öffentlichkeit genauso präsent, wie wir es in Deutschland erleben. Die Bilder zeigen aber auch, wie sich Tradition und Moderne gegenüberstehen: Musiker*innen mit Akkordeon und folkloristischem Repertoire beleben die Straßen neben Künstler*innen mit E-Gitarre und Verstärker. Modisch gekleidete Frauen treffen auf „Babuschkas“, die vor den Metrostationen Gemüse und Blumen anbieten.
Deutschland und Russland stehen seit Jahrhunderten miteinander in wechselvoller Beziehung. In den letzten Jahren hat sich eine fragwürdige Sichtweise gegenüber Russland etabliert, die das Land vornehmlich als Aggressor und bedrohlich zeigt. Über 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt der 8. Mai, der Tag der Befreiung vom Faschismus, ein wichtiges Datum für beide Länder, dem allerdings in Deutschland zu wenig Bedeutung zugemessen wird. Frieden kennt jedoch kein Verfallsdatum für Erinnerung. Die Ausstellung zeigt die Zusammenhänge und regt an, aufeinander zuzugehen. Denn man kann nur schätzen, was man kennt.
Zur Vernissage kamen ca. 80 Interessierte, die mit großer Begeisterung der Veranstaltung folgten. Einführungsreden brachten das Thema nahe. So berichtete beispielsweise die Ausstellungsmacherin Elena Maslovskaya, wie es ihr als Russin in der Zeit der wechselnden Verhältnisse in Deutschland geht und welche Erfahrungen sie im Laufe der Zeit machte. Sergej Batt begeisterte mit seinem Akkordeon und den russischen Liedern, darunter dem Titellied „Meinst du, die Russen wollen Krieg?“.
Die Ausstellung war vom 08. Mai 2019 bis zum 07. Juni 2019 im Stuttgarter Gewerkschaftshaus zu sehen und geht nun auf Tour. Weitere Termine in Bremen, Cottbus und voraussichtlich Berlin stehen schon an.
Der gemeinnützige Medienkulturverein Multicolor e. V. betreibt seit September 2010 Medienprojekte aller Art. Das Ziel ist es, die interkulturelle Welt und ihre Themen sichtbar, hörbar und erlebbar zu machen. Die Vorbereitungszeit zur Ausstellung betrug etwa ein Jahr. Ohne der Unterstützung durch House of Resources wäre das Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen.
Foto: Multicolor e. V.
Redaktion: Jörg Munder / Agnieszka Pilch